Packliste

Wenn man so eine große Reise unternimmt, stellt sich offensichtlich die Frage, was man mitnehmen soll.

Zunächst die Packliste (mit Grammangaben, nur mal so aus Interesse)

 

Kleidungsstück Gramm
Schlafanzug

– dünne Schlabberhose

– dünnes langärmliges Shirt

3 Tops

Bikini

Blubberhose

Herzkissen

Adapter

2 Jeans

kleiner Rucksack

Hygienekiste

T-Shirt (kurzärmlig)

2 T-Shirts (langärmlig)

8 Unterhosen

3 Paar Socken

2 BHs

1 Paar Wollsocken

Strickjacke

Überziehhemd

Fleecejacke

Erste-Hilfe-Kit

Schlafsack

Auflader PC

PC

Zelt

420 g

 

 

270 g

100 g

150 g

380 g

105 g

1000 g

400 g

520 g

70 g

300 g

130 g

100 g

100 g

80 g

200 g

200 g

300 g

110 g

1300 g

310 g

1500 g

2400 g

Gesamt 10.455 g

Veränderungen der Packliste im folgenden aufgelistet:

Lesvos 1:

Als ich in das Nachbarzimmer von Paul einzog, ließ der vorherige Bewohner sehr viele Dinge in seinem Zimmer zurück. Darunter waren einige Sachen, die ich sehr gut gebrauchen konnte. Zu meinem Reisegepäck kamen zwei Kopftaschenlampen, eine Taschenlampe etc

Außerdem fand ich bei ihm Jonglierbälle, die ich spontan mitgenahm.

 

Lesvos 2:

Elefantenkette verloren

In der Kleiderkiste von Moria fand ich ein wunderschönes T-Shirt: ein paar graue Hände, nur durch die Fingerspitzen zu erahnen, halten einen hellblauen Erdball. Dort wo die Haut den Ball berühren, laufen Tropfen an den Fingern entlang. Oben birst ein hellblauer Vogelschwarm aus der Erdoberfläche. Dieses Shirt habe ich mitgenommen und es ist von dem Tag an mein Schlafshirt.

Auf einem kleinen Kleidertausch in Molyvos habe ich mein altes Schlaft-shirt dann abgegeben leider nichts anderes gefunden.

 

Lesvos 3:

Eine der beiden Jeans ist leider an der Naht zum Hintern großräumig aufgerissen. Es ziehen sich zwar noch dicht neben einander liegende Fäden über das Loch, aber rumlaufen kann man damit nicht mehr. Es muss also bald eine Lösung her.

 

Lesvos 4:

Auch meine zweite Jeans ist lädiert. Ich habe eine Wanderung in der Nähe unternommen und bei dem Unterfangen, mehrere Schafszäune zu überwinden, riss es mir leider zwei/drei Löcher in den Hosenboden. Sehr unvorteilhaft.

Ich versuche das Loch morgen mit Nadel und Faden zu bearbeiten und hoffe, dass ich das Risiko einer neuen Hose somit umgehen kann.

Lesvos 5:

Habe aus einem Kleiderlager eine Hose mitgehen lassen. Außerdem von einer anderen Freiwilligen einen gestreiften Jumper geschenkt bekommen.

Iran 1:

Habe von einem türkischen Reisenden, der in Deutschland gelebt hat einen deutschen Reiseführer über den Iran bekommen.

Libanon 1:

Meine Eltern waren mich besuchen und ich hatte die Chance meine ganzen Wintersachen loszuwerden: YUHU!

  • Zelt
  • Isomatte
  • Fleece
  • Jumper
  • Iran-Reiseführer

–> sind jetzt nicht mehr auf der Reiseliste

–> Schlafsack hab ich erstmal behalten.

Libanon 2:

ich war shoppen!
Habe mir bei H&M drei schöne Kleider gekauft, später dann noch eins in einem „Second-Hand-Laden“.

 

Aktualisierte Packliste folgt bald..

 

 

 

Reisekonzept

Irgendwann letztes Jahr begann ich davon zu träumen, nur mit Handgepäck zu reisen. Es war vermutlich auf einem Spaziergang bei dem man einen Happen Essen, eine Flasche Wasser und eine Jacke zum Überziehen dabei hat. Man fühlt sich ganz gut auf alles vorbereitet und solange das Wetter lau ist, kann man ewig weitergehen, bis der Weg aufhört. Der Rucksack ist leicht, es ist nur das Nötigste darin, eigentlich bemerkt man ihn gar nicht.

Wenn man nun genau dieses Reisegefühl auf eine längere Reise projizieren könnte, hätte man keinen Stress mehr mit lästigem Gepäck und könnte sich problemlos sowohl motorisiert, als auch zu Fuß fortbewegen. Am besten ist das Konzept des minimalistischen Reisens offenbar im Sommer umzusetzen. Die Klamotten sind dünn, es gibt keine großen Skihosen oder dicke Winterjacken und –schuhe, die im Rucksack Platz wegnehmen.

Das Problem des kalten Wetters kam auch mir in den Weg. Da ich im Februar losreiste und es um diese Jahreszeit wirklich noch kalt war, konnte ich nicht nur mit Handgepäck reisen. Außerdem stellt sich auch die Idee des Campens dem leichten Gepäck in den Weg. Das Zelt, mit dem ich zur Zeit reise, wiegt zwei Kilo und mein Schlafsack wiegt auch ein Kilo. Plus Computer (ca ein Kilo), Jeanshosen (1 Kilo) und sehr viel Kleinkram kam ich auf ungefähr 10 Kilo.

2016-01-29 10.16.29

Ein weiterer großer Punkt, der meine Reisepläne einschränkte, war der Wille und die Notwendigkeit so wenig Geld wie möglich auszugeben. Einerseits, weil ich es schön finde zu wissen, dass ich ohne Geld sehr weit kommen kann, wenn ich möchte. Andererseits, weil man so eine lange Reise nicht begehen kann, wenn man jeden Tag 50,- € ausgibt. (50,- € x 31 = 1550,- €). Natürlich kommt es dabei auch darauf an, wo man sich aufhält. Ob man in der Stadt ist oder auf dem Land. Man kann das Budget möglicherweise auch aufteilen, in Phasen, in denen man mehr ausgeben muss (durch Miete oder Hostelausgaben) und andere Phasen, wo man seine Ausgaben auf ein Minimum reduziert.

Die Fragen die ich mir also stellte, waren die folgenden:

Wo kann und will ich beim Reisen Geld sparen?

  • Nicht für Unterkunft bezahlen, lieber Wildcampen und Couchsurfen.
  • Nicht für Transport bezahlen, lieber trampen.
  • Für Essen nur im Notfall nicht bezahlen, dann containern.

Wildcampen:

Wildcampen geht in vielen Ländern sehr gut und meistens herrscht die Regelung vor, auf vielen Plätzen für eine Nacht bleiben zu dürfen. Solange man keinen Müll hinterlässt läuft das meistens gut. Das zweite, was man beachten muss sind die Kontrollmechanismen. Wenn niemand kontrolliert, juckt Wildcampen auch niemand. Sonst ist mein Motto auch gerne: wenn man sich vorher informiert, ist man schuldbewusster und somit im Nachteil. Also lieber keine Ahnung haben. Dazu muss man fairerweise sagen, dass ich damit bisher noch nie auf die Nase gefallen bin.

Couchsurfen:

Couchsurfen ist einfach supertoll. Egal wo man hinkommt, in jeder größeren und kleineren Stadt, gibt es ein Mitglied dieser Community. Die Möglichkeit auf Gastfreundlichkeit und Weltoffenheit. In der Türkei wurde mir das das erste Mal richtig bewusst. Ich kam in eine Stadt, wo ich niemanden kannte, die mir fremd war. Es wurde langsam dunkel, aber ich konnte mir sicher sein, dass ich ein warmes Bett und tolle Gesellschaft haben würde. Einfach einzigartig.

Trampen:

Trampen ist ein besonderes Thema. Ich finde es einfach nur spannend und abenteuerlich. Ich möchte dazu jedoch gerne einen ganzen Beitrag schreiben, deswegen an dieser Stelle nur soviel dazu.

Soviel ist zunächst zum Reisekonzept zu verlauten. Nachdenkliche Zweifel und Anregungen daran kommen innerhalb der Beiträge vor.

Wieso eigentlich Pause machen?

Im Herbst letzten Jahres, als ich das dritte Semester meines Studiums nach der Sommerpause wieder aufnahm, hatte ich das erste Mal dieses Gefühl. Ich startete wieder ins Studium und fühlte mich, als könnte ich ein belebendes Anhalten, eine befreitere Brust, ein abenteuerliches Anders gebrauchen. Die letzten Züge des Sommers saßen mir wohl noch in den Knochen, die viele freie Zeit und den freien Kopf, sie hatten mir diesen Duft in die Nase gesetzt, den Duft des wilden Abenteuers und des Tanzes außerhalb der Reihen.

Ich fasste also den Entschluss, das nächste Semester frei zu nehmen, wenigstens ein Praktikum zu machen und in meinem Hirn Platz für andere Brillen und Sichten zu machen.

Was das konkret bedeutet?

Vieles.

Ich konnte mir vorstellen, theoretisches Wissen in einer ausländischen Forschungseinrichtung umzusetzen. Ebenso könnte ich ein Praktikum machen, in einer politischen NGO, einem kulturellen Zentrum, einer Einrichtung für Start-Ups, einer humanitären Organisation mit Flüchtlingen.

brezelhirnSW

Ein weiterer Anspruch war, neue Leistungs- und Qualitätsmaßstäbe zu erleben. Im universitären Leben findet automatisch die implizite Vermittlung von Maßstäben statt. Schlau zu sein, stringent argumentieren zu können, Theorien verstehen und neu zusammen basteln, werden zu akzeptierten Zielen. Kommilitonen, die diese Ziele ebenso zielstrebig verfolgen, prägen dein Umfeld und dein eigenes Verständnis von Wert und Wichtigkeit. Wenn ich allerdings an die Stimmung denke, sich mit anderen Reisenden auszutauschen, die an so viele Orte wie möglich kommen möchten, so ungebunden und unabhängig wie möglich sein wollen. Dann ist das ein ähnliches Leistungssystem, was mir die Austauschbarkeit von Maßstäben, abhängig vom eigenen Umfeld sehr stark vor Augen führt. Um diesen Leistungsbegriff zu relativieren, wollte ich also erst einmal aus der bubble der Universität heraus.

Das Ziel, das sich aus diesen Gedanken herausschälte war: eigene Maßstäbe zu finden. Ich möchte nicht den Anspruch haben, mich von jeglicher Fremdbestimmung zu lösen, aber ich möchte herausfinden, wie ich leben möchte. Ich wollte also auch erstmal einfach nur Urlaub. Raus aus diesem Leistungskontext und rein in die formlose, erwartungslose und fließende Zeit!

Doch natürlich wurde mir bald klar, dass man das herausfordernde und das erwartungslose Leben nicht einfach von einander trennen konnte. Denn ein neues Ziel vom Reisengehen war: politische, kulturelle und historische Hintergründe der Reiseländer kennenlernen. Viel mit den Einheimischen reden, aber das Wissen auch mit Zeitungsartikeln ergänzen und fundieren. So bewegte sich der Reisegeist sehr schnell wieder in einer Erwartungshaltung. Doch die wird man wohl nie los.

Der letzte wichtige Aspekt, der meine Reiseentscheidung prägte, war, dass ich in anderen Ländern Erfahrungen mit Flüchtlingen sammeln wollte. Durch mein Engagement in Friedrichshafen war ich neugierig darauf, wie andere Länder, die ökonomisch sehr viel schwächer als Deutschland sind, mit Herausforderungen von Integration und Parallelgesellschaften umgehen. Eng damit verbunden war mein Wunsch, in einem muslimisch geprägten Land zu leben und mein (bisher noch sehr begrenztes) Arabisch zu verbessern.

Doch Wohin?

Meine Entscheidung viel auf eine größere Region, in der ich einerseits die Möglichkeit hatte Arabisch zu lernen, aber auch an die Grenzen Europas zu stoßen. Meine Reise sollte in Griechenland beginnen: auf der Insel Lesbos würde ich einen Monat Freiwilligendienst machen. Danach möchte ich einen Monat in Istanbul verbringen und den Rest der Reise von Wetter, Land und Leuten abhängig machen. Das klingt zunächst sehr banal und gleichgültig, doch in diesem Ausdruck liegt eine entscheidende Pointe, für mein Reisegefühl. Es ist mir sehr wichtig spontan zu sein und meinem Bauchgefühl auch in größeren Entscheidungen folgen zu können. Außerdem verschafft mir erst der Aufenthalt in einem Land eine größere Sicherheit, weil ich ein besseres Verständnis für die Region, die Menschen und die Normalitäten entwickeln kann. Weiterhin gibt es immer situative Faktoren, die man in seine Entscheidungen einbeziehen muss und das Reise- und Lebensgefühl grundsätzlich beeinflussen können. Diese Art, frei entscheiden zu können wann ich wo hingehen möchte, ist also geplante Planlosigkeit.

Was ich allerdings sicher weiß, ist, dass ich neben Griechenland und der Türkei auch Iran, Libanon, Israel und Jordanien bereisen möchte. Im Moment sieht es danach aus als müsste ich erst nach Israel und dann in den Iran einreisen (wegen Passstempelangelegenheiten), aber ich werde mich da auch vor Ort nochmal schlau machen.

Mir ist einerseits bewusst, dass diese Länder für Reisende eine große Herausforderung sind, aber andererseits reizt mich der Aspekt, dass es viele Meinungen und wenig Erfahrungswerte über Reisen in diesen Ländern gibt. Ähnlich ist das beim Trampen. Viele Menschen haben Angst davor und raten dir davon ab, aber die wenigsten haben wirklich eigene Erfahrungen. Und so ähnlich sehe ich es auch in den aufgeführten Ländern. Es gibt dort gefährliche politische Gruppen und brenzlige Situationen und doch findet unter diesem Schleier der Gefahr, den wir von außen vordergründig wahrnehmen, so viel Normalität und Alltag statt, dass die Mischung aus beidem mich so reizt, diese Länder näher kennenzulernen.

Also wieder zurück zum Anfang:

Eine Woche vor der Reise.

Heute ist der 23.Januar, die Planung sagt: Ich fahre am 1. Februar los Richtung Griechenland, habe sieben Tage Zeit um 2300 km zurückzulegen. Ich werde entweder trampen, oder Bus fahren. Entweder campen, oder couchsurfen.

Eine Woche vorher setzt der Bammel langsam ein, ich glaube gutes Wetter würde die Stimmung und die Vorfreude etwas heben. Doch im Moment gibt es hier in Berlin Minusgrade, Eis und Kälte und nur vereinzelt etwas aufmunternden Sonnenschein.

Trotz des schlechten Wetters gibt es sie immer wieder: die Momente, in denen ich aufgeregt bin, mich freue und ich gespannt in dieses ungewisse, schwarze Loch schaue und vor mich hin grinse. Viel kann ich mir jetzt noch nicht vorstellen, wenig werde ich kommen sehen können und nichts ist sicher.

Die Packliste steht, einige Erledigungen stehen noch an, aber grundsätzlich bin ich bereit.